Posts Tagged ‘MOTU’

Parallelwelten als eigene Ideen ausgeben

28. März 2011

Ich habe schon vor längerer Zeit in Parallelwelten geschrieben, wie ich in die Welt der FanFiction eingetaucht bin. Von Harry Potter gings rüber zu Twilight, und da bin ich dann auch geblieben.

Victoria Michaels: Trust in Advertising

Quelle: Omnific Publishing

Was allerdings ein netter Zeitvertreib war und Hunderten oder gar Tausenden von Leuten amüsante Stunden beschert hat, hat nun plötzlich eine saure Note bekommen. Der Grund? Zwei Verlage (Omnific Publishing und TWCS) haben es sich zur Aufgabe gemacht, ursprüngliche FanFiction als „Original Fiction“ zu verkaufen. Was dazu geführt hat, dass Unmengen von Stories teilweise ohne Vorwarnung oder Erklärungen vom Netz genommen werden – nicht wegen Verletzungen irgendwelcher Guidelines (z.B. des Jugendschutzes) – sondern mit der Absicht, diese publizieren zu lassen.

Quelle: TWCS

Während die einen sich darüber freuen, dass man die Geschichte nun bald auch als ordentliches Buch in der Hand halten und abends gemütlich im Bett lesen kann, laufen die anderen Sturm vor Entrüstung. Manche Blogs wie Twankhard haben es sich sogar zur Aufgabe gemacht, sich über die Egos der FanFiction-Autoren zu mockieren und die Geldmacherei anzuprangern.

Quelle: Omnific Publishing

Auch wenn als Autor wahrscheinlich kaum von diesen Büchern leben kann: Darf man das überhaupt? Gelten diese AU- und AH-Geschichten überhaupt als „Original Fiction“? Schliesslich sind sie alle an die Originalfiguren von Stephenie Meyer angelehnt. Und die ist ziemlich hart, wenns ums Geschäft geht.

Obwohl die Verlage behaupten, keine FanFiction anzunehmen und sogar Regeln aufstellen, was FFs betrifft (z.B. dass man nicht einfach bei seinen Stories die Namen und Orte ändern kann, um sie dann als eigenes Werk einzusenden), ist es doch auffällig, dass sie sich nur dem Twilight-Fandom bedienen. Und sogar Werbung für ihre Bücher auf Twilight-FanFiction-Seiten (z.B. Omnific auf Twilighted) machen. Oder gar ihre Autoren an Twilight-Conventions schleppen, damit diese die Werbetrommel rühren. „Normale“ Autoren schreiben doch nur eigene Geschichten aus Ideen und Charakteren, die in ihren eigenen Köpfen entstanden sind. Was haben diese Autoren dann auf Events zu suchen, die sich eigentlich mit Twilight-relevanten Dingen beschäftigen? Bei Omnific entsprechen die Titelbilder sogar den Bannern von Twilighted, unter denen die Stories hochgeladen wurden, und im Gegensatz zu TWCS müssen noch nicht mal die Titel geändert werden.

Ins Rollen gebracht hat die Sache übrigens „The University of Edward Masen“ (UoEM), die nun unter „Gabriel’s Inferno“ von Omnific publiziert wird. Die Homepage und der Autor waren plötzlich unerreichbar, und viele Anhänger machten sich bereits Sorgen – bis man merkte, was Sache ist. Interessanterweise ist die Zusammenfassung auf der Buchrückseite genau die gleiche, die wir schon von seiner Homepage und aus den FF-Seiten kennen. Und das, obwohl der Autor mehrere Male versichert hatte, dass er die Geschichte niemals vom Netz nehmen, geschweige denn zu Geld machen wird.

Quelle: TWCS

Richtig spannend wird es, wenn TWCS im Mai „Fifty Shades of Grey“ veröffentlicht. Das Original – „Master of the Universe“ (auch MoTu genannt) – ist eine der bekanntesten Twilight-FFs – und übrigens auch eine der „versautesten“. Es gibt nicht nur hunderte von dem Hauptdarsteller „Fifty“ gewidmeten youtube-Videos und Fanseiten, sondern sogar inoffizielle Fan-Artikel. Es ist allerdings fraglich, ob Leute überhaupt bereit sind, Geld für ein Buch aus dem Erotica-Segment zu zahlen, dass man vorher gratis lesen durfte und immer noch als PDF weitergereicht wird, wenn schlussendlich doch nur Namen, Orte und evtl. das Haarstyling und die Augenfarbe der Charaktere geändert wurden.  

Dass die Autoren nun damit drohen, dagegen vorzugehen, wenn ihre Original-Stories weiterhin unter der Hand via E-Mail verschickt werden, ist eigentlich lachhaft. Schliesslich sind sie es doch, die sich Werken anderer Leute bedient haben und dafür nun auch noch Geld wollen – und glauben, die Leser da draussen würden es nicht merken.