Archive for the ‘So Gedanken…’ Category

Auftauchen

11. März 2009
Die letzten Wochen waren seltsam. Ich fühle mich, als wäre ich irgendwann im November abgetaucht – und erst langsam wieder am auftauchen; es scheint, als hätte ich die Oberfläche noch nicht wieder ganz erreicht. Ich war verschwunden in meiner Lernwelt, vergraben hinter Büchern, stundenlang beschäftigt mit Zusammenfassungen, Thesen, Literatursuche, MindMaps, sortieren, Bücher durchblättern, Studien überfliegen. Obwohl ich regelmässig nach Hause fuhr, arbeiten ging, mit Leuten sprach, Einkäufe tätigte, Weihnachten feierte, Einzahlungen machte, eine Geburtstagsfeier erlebte, täglich die News in Zeitungen und im Internet verfolgte, auf ein neues Jahr anstiess, ist das Leben irgendwie unbemerkt an mir vorübergezogen. Die Zeit kam und ging, ohne tiefe Erinnerungen zu hinterlassen. Alles scheint zu verschwimmen; ist nicht fassbar. Es ist immer noch dasselbe Wetter, ich habe immer noch dieselben Verpflichtungen – ausser, dass ich nicht mehr bis spätnachts repetieren und lesen muss. Aber obwohl ich ein anstrengendes Kapitel in meinem Leben abgeschlossen habe, kann ich noch nicht recht loslassen; kann mich noch nicht recht über meinen Erfolg freuen. Mein Gehirn ist immer noch auf Nachtrhythmus eingestellt; hat sich daran gewöhnt, bis zu 19 Stunden am Tag beschäftigt zu sein und nicht vor 2 Uhr zur Ruhe zu kommen, um 5 Stunden später wieder aktiv zu werden. Ich bin immer noch angespannt, fühle mich unter Stress, in Eile, weil ich ja noch so viel zu tun habe. Bis ich merke: Soviel ist ja gar nicht mehr zu tun. Du hast es endlich geschafft. Lass los.

Anrufer unbekannt

1. April 2008
Immer wenn ich in einer Telephonkabine stehe und die Nummer wählen will, klingelt es. Der Anruf ist nie für mich. Keine sympathische Radio-Moderatoren-Stimme, die mir erfreut verkündet, ich hätte gerade eine tolle Reise gen Süden gewonnen oder eine nette Summe Bargeld. Kein netter Unbekannter, der einfach mal fragen möchte, wie es mir geht. Oder vielleicht doch? Die Anrufer sprechen immer in einer Fremdsprache; darum weiss ich gar nicht, was sie eigentlich von mir möchten.
 
Frage des heutigen Tages: Welche Dummköpfe kamen eigentlich auf die Idee, dass es ab sofort nicht mehr nötig ist, per Postcard von einer Kabine aus telephonieren zu können?

Doppel-König

13. Januar 2008
Früher war ich nie König. Dieses Jahr habe ichs gleich zweimal geschafft, das kleine weisse Plastik-Ding aus dem Drei-Königs-Kuchen zu ergattern. Allerdings fühlte ich mich irgendwie nicht wirklich königlich diese Woche. Stumpfsinniges Brüten vor dem Computer. Wäre ich König, würde ich meine Facharbeits-Korrektur an meine Untergebenen delegieren und mich wichtigeren Dingen im Leben zuwenden.

Rot

5. August 2007
Ich habe ganz vergessen, was für eine Sauerei so eine rote Haartönung machen kann – vor allem, wenn man sich die Haare selber tönt.
(Der eigentlich dringend nötige Coiffeur-Besuch ist damit wieder für ein paar Wochen verzögert worden. Ich weiss nämlich immer noch nicht, ob ich mir die Haare wieder kurz schneiden lassen soll.) 

Auf der Stelle treten

16. Juli 2007
In meinem Zimmer steht seit über anderthalb Jahren ein Stepper – der je nach "Jahreszeit" mal mehr (zum Beispiel in den Semesterferien, bei Regen, oder jetzt gerade – weil UniSport Ferien macht), mal weniger (zum Beispiel während Prüfungsphasen) benutzt wird. War ein günstiges Schnäppchen im Internet, der mein Gewissen beruhigt, habe ich mal wieder über die Stränge geschlagen. Würde ich die Zeit darauf in echt ablaufen, hätte ich wohl schon einen ziemlich weiten Weg zurückgelegt. Ich spule Kilometer um Kilometer ab, aber komme nicht vom Fleck. Ich trete nur auf der Stelle und schaue nebenbei eine DVD (sonst würde ich es aus lauter Langeweile nicht so lange darauf aushalten).
Genau so fühlt sich momentan mein Leben an; eigentlich schon seit Wochen oder gar Monaten. Ich trete und trete, aber komme einfach nicht vom Fleck.

Ausgeschlossen

1. Juli 2007
Irgendwie fühle ich mich ausgeschlossen. 
Zwar geniesse ich momentan eine "entschärfte Auszeit": Ich codiere den TagesAnzeiger ab Mikrofilm und stehe deshalb stundenlang vor dem ratternden Gerät in der kleinen "cabine de reprographie", anstatt im Lesesaal zu sitzen. Hier ist nicht nur eine von gelegentlichem Blättern und Tippen gestörte Stille zu vernehmen. Man hört auch noch das Surren der Fördermaschine, die aus den Tiefen der Bibliothek ungeahnte Schätze zutage fördert, gedämpftes Gerede anderer Leute, die zurückspulende Filmrolle, ein ekliges Piepsen (wenn das Kopierkärtchen leer ist), sieht man Leute vorbeihuschen, summt man leise vor sich hin, geht man raus, um einen neuen Film zu holen. Trotzdem bin ich den ganzen Tag "eingeschlossen", während "da draussen" das volle Leben tobt. Schwimmbadwetter, Open Airs, Sport im Freien. Wenn ich jeweils rauskomme, habe ich das Gefühl, ich wäre ewig weggewesen, trete über eine Schwelle wieder ein in die Realität.
Eigentlich kenne ich dieses Gefühl nur zu gut; hatte ich doch in den letzten Jahren um diese Zeit immer Semesterprüfungen. Oder war ich mit Lernen und schreiben für Seminararbeiten beschäftigt. Doch diese Zeiten waren immer überschaubar; in kleine Etappen geteilt. Ich wusste, in wievielen Tagen die Prüfungen stattfinden, an welchem Datum ich die Arbeiten abgeben muss, an welchem Tag ich ein Referat zu halten habe, bis wann die Hausaufgaben gemailt sein müssen.
Wenn ich daran denke, dass dieses Ausgeschlossensein noch wochen-, wenn nicht monatelang so weitergeht, ohne dass ich genau (oder auch nur ungefähr) weiss, wann es zu Ende sein wird, packt mich das kalte Grausen.

Stiller Stuhl

7. Juni 2007
Zur Zeit muss ich ziemlich viel schweigen. Irgendwie fühle ich mich, als ob man mich zu einem "stillen Stuhl", einer Auszeit verdonnert hätte. Ich sitze in der Schweizerischen Nationalbibliothek und blättere durch die Ausgaben des "Blick" vom Juni 2006. Und schweige. Und codiere Artikel, die Jugendliche betreffen, ins SPSS. Und schweige. Notiere mir Eindrücke. Stelle mein Kategoriensystem um. Und schweige. Bewundere die neuen roten Gratis-Bleistifte, die vor zwei Jahren noch weiss waren (als sie noch Schweizerische Landesbibliothek hiess). Fülle Leihscheine aus. Überlege. Und schweige.
Kein Internet, das mich ablenkt, kein nerviges Handyphonieren anderer Leute. Ich sitze in der Mitte eines grossen, hellen Raumes und komme mir trotz Menschen um mich rum ganz allein vor. Nur das Laptop surrt vor sich hin. Irgendwie ungewohnt. Aber irgendwie schön. Keine Hektik bei der Arbeit, kein Gedränge in der Stadt, kein Bremsen, Geschreie, Baulärm. Kein Geraschel von Zeitungen oder Butterbrotpapier, kein Getuschel, Gepiepse und Kaugummigeknatsche, keine SMS-Tipperei wie in den Vorlesungen. Keine Getränkeflaschen, die dauernd geöffnet und geschlossen werden wie in den Seminaren. Keine Weiber, die sich nebenan Hände eincremen, Nägel feilen oder Lippenpomade verteilen.
Manchmal muss man sich wieder einmal an einem Ort der Ruhe begeben, um zu merken, wie "lärmlastig" unser Leben ist. Ich denke immer wieder daran, wenn ich draussen im Wald bin oder am See. Aber das kommt immer seltener vor, je älter ich werde. Zuviel Hektik, zuviel Stress, zuviel Lärm Jetzt verstehe ich, wieso sich manche so gerne eine Auszeit in einem Kloster nehmen. Für mich reicht momentan aber auch eine Bibliothek.

Klassentreffen

4. Juni 2007
Manche finden Klassentreffen absolut grausam. Leute wieder sehen, die man nie mochte; von denen man nie gemocht oder akzeptiert wurde oder gar geplagt und gemobbt (oder alles zusammen). Sich an die schlimme oder schwierige Schulzeit erinnern. Peinliche Dias, Photos oder Videos sehen, auf denen man noch schlechter wegkommt, als man den anderen in Erinnerung blieb.
Ich finde Klassentreffen toll. Auch wenn ich nie zum "beliebten Kreis" dazugehört habe und die Schulzeit nicht immer einfach war. Die Jahre in der Sekundarstufe haben mich absolut geprägt. Es war eine intensive Zeit mit intensiven Gefühlen (wohl auch, weil diese Jahre mit der Pubertät zusammenfallen) – und deshalb kann ich mich noch an so vieles erinnern.
Natürlich gibt es vor und während solchen Klassentreffen auch weniger schöne Gefühle; manchmal auch schmerzhafte Erinnerungen und Bedauern – zum Beispiel darüber, dass einige Freundschaften doch nicht gehalten haben und Kontakte abgebrochen sind. Und diese Kontakte auch nach einem "Refreshing" nie wieder so werden, wie man sie gerne hätte. Bedauern darüber, dass einige nicht gekommen sind oder nicht kommen konnten. Dass einige etwas zurückhaltend oder gar abweisend sind; obwohl man sich so gefreut hat, diese Personen wieder zu sehen. Oder Bedauern, dass man diese Jahre nicht ausgenutzt und etwas mehr über die Stränge geschlagen hat, denn sie werden nie zurückkommen. Ein bisschen Neid, wenn man sieht, was andere bereits aus ihrem Leben gemacht haben; was sie bereits alles erleben und von der Welt sehen durften.
Aber man erlebt auch Freude darüber, welche Ziele die ehemaligen Schulkollegen erreicht haben. Wie einige den Weg zurück und gar ihr Glück gefunden haben. Stolz, dass die anderen einen doch noch beim Namen kennen. Freude, dass Leute, mit denen man damals eher wenig zu tun hatte, doch echtes Interesse an deiner Person zeigen. Erstaunen, wie sich manche verändert haben. Gemeinsames Lachen über Dias von Schulreisen und Skilagern und Plaudern über alte Zeiten. Es waren vielleicht nicht immer einfache, aber doch gute alte Zeiten; hat man vielleicht manchmal gegeneinander gearbeitet, aber schlussendlich doch miteinander gelitten und gelacht… Ich werde beim nächsten Klassentreffen jedenfalls wieder dabei sein.

Digitale Erinnerungen

13. Mai 2007
Mit digitalen Photos ists so eine Sache… Früher gehörte es zu meinen Hobbies, mein Photialbum "up to date" zu bringen; Phöteli einzukleben, zu beschriften und Erinnerungsstücke wie Bustickets, Kassenbelege, Land- und Postkarten hinzuzufügen. Mein Photoalbum war eigentlich mehr eine Ergänzung zu meinem Tagebuch.
Seit meine Photos digital sind, liegt das Album halbfertig herum. Ich stehe fängs bei Herbst 2004.
Warum? Entweder muss ich warten, bis ich endlich mal bestimmte Bilder hab entwickeln lassen (weil ich immer vergesse, sie zu bestellen oder grad keine Zeit habe und auf die Semesterferien warte – und dann vergesse ichs wieder). Oder ich höre auf, weil ich mich so ob den neuen eckigen Photikleberli nerve (und die tollen alten ovalen Smileys nirgends mehr zu kaufen sind). Oder ich warte, weil ich immer wieder Photos von anderen Leuten bekomme, die ich auch gerne reinkleben möchte (denn schliesslich hat heute JEDER eine digitale Kamera und JEDER muss sie auch benutzen, anstatt dass einer Photos für alle macht). Oder ich merke während des Einklebens, dass da ja noch ein Anlass war (ich möchte kein Durcheinander der Reihenfolge in meinem Album), von dem die Bilder immer noch auf dem PC sind…
Ich stehe der digitalen Technik etwas ambivalent gegenüber. Die neuen Kameras sind natürlich schon was tolles und bieten viele Möglichkeiten, aber ich sehe auch viele Nachteile: 1) Man knippst alles, was einem vor die Linse kommt. 2) Man sammelt die Photos anderer Leute. 3) Ich kann mich schlecht von digitalen Photos trennen; selbst in unscharfen oder eigentlich misslungenen Schnappschüssen kann ich noch so etwas wie Kunst erkennen. Ergebnis: Photos im Überschuss. Man verbraucht Stunden, um diese raufzuladen, zu ordnen, auszuwählen und zu bestellen. Alleine von meinem letzten Praktikum hab ich über tausend! Photos auf meiner Festplatte angesammelt…
Früher füllte ich einen Film (meist nur einen, denn schliesslich sind Filme und das Entwickeln für Schüler teuer), brachte ihn zum Entwickeln, holte die Bilder ab und klebte sie ein. Fertig. Und obwohl ich kein photographier-Genie bin, hatte ich kaum unscharfe oder unbrauchbare Photos in meiner Photitasche. Während ich heute oft mehrmals abdrücken muss, bis ich ein für mich annehmbares Bild geschossen habe. Irgendwie vermisse ich meinen alten Photoapparat… die leeren Filmdöschen, die wir zum Basteln gesammelt haben. Und vor allem die alten Automaten mit den 4 schwarzweissen Passphöteli für 2 oder gar nur 1 Franken… (Der Kasten in Bern ist seit 2 Wochen offiziell "entfernt" worden, obwohl er noch immer regen Zulauf genoss.)
 

Frühlingssprossen

1. Mai 2007
Frage des heutigen Tages: Wenn noch nicht Sommer ist, aber das Gesicht bereits voller brauner Tüpfli (ohne je gross an der Sonne gewesen zu sein), sind das dann Frühlingssprossen?